BACKNANG. „Das ist eine absolut einmalige Gelegenheit“, schwärmt Feuerwehrkommandant Marcus Reichenecker. Auch THW-Zugführer Steffen Hoffmann erklärt: „So eine Übungsmöglichkeit sollte man viel öfter haben.“ Gerade für die Arbeit mit Hunden, die darauf geschult werden, verschüttete Menschen aufzuspüren, bilden Abbruchgebäude ein ideales Gelände.
So auch am früheren Krankenhaus: In den Untergeschossen, ohne Licht, suchen die Vierbeiner zwischen eng stehenden Geräten hindurch ihr Ziel.
An diesem Übungstag wird – im Gegensatz etwa zu Alarmübungen – kein vorgegebenes Szenario geprobt, erläutert Reichenecker. Vielmehr gehen die Hilfskräfte einzelne Themenschwerpunkte durch. Zum Beispiel das Öffnen von verschlossenen Türen, das in ganz unterschiedlichen Einsatzsituationen gefordert werden kann – sei es, um in die Wohnung einer älteren Frau zu gelangen, die seit Tagen nicht mehr gesehen wurde, sei es bei einem Brand, um mögliche Opfer retten zu können. Dazu verfügt die Feuerwehr über eine ganze Bandbreite unterschiedlicher Werkzeuge.
Eine Variante, die kaum Spuren hinterlässt, stellt das Ziehfix-Gerät dar: Zuerst wird eine Schraube aus speziell gehärtetem Stahl ins Schloss gebohrt und anschließend mit dem Ziehfix herausgezogen. Dabei reißt der Schließzylinder, und die Tür lässt sich mit einem einfachen Bauschlüssel öffnen. In anderen Fällen kommt das Halligan-Tool zum Einsatz, ein Hebel- und Brechwerkzeug, das etwa auf Höhe des Schlosses angesetzt wird, um die Tür aufzuhebeln. Oder aber – vor allem, wenn es schnell gehen muss oder andere Mittel nicht helfen – die Kettensäge: Mit ihr wird kurzerhand ein Loch in die Tür gesägt. Das geht auch bei Metalltüren, dann aber mit einer speziellen Diamantkette.
Mithilfe der Drehleiter üben die Feuerwehrleute unter den Augen des Ersten Bürgermeisters Michael Balzer auch das Retten einer größeren Zahl von Menschen, die auf einer Dachterrasse Hilfe erwarten. Die Leiter kann bei einer Auslegung von 10 Metern auf eine Höhe von 23 Metern ausgefahren werden. Oben steigen die Hilfesuchenden in den Korb und dann hinaus auf die Leiter, die sie Stufe für Stufe hinunterklettern. Verletzte oder auch weniger trittsichere Menschen können im Korb Richtung Sicherheit fahren. Helfer vom Roten Kreuz und von der DLRGDLRG Deutsche-Lebens-Rettungs-Gesellschaft bzw. Schwimm- und Rettungsschwimmausbildung kümmern sich um die Geretteten und sind auch für den Fall zugegen, dass es tatsächlich einen Unfall oder Beschwerden geben sollte.
Unterdessen bauen THW-Helfer – die Mitglieder der Jugendgruppe sind dabei ganz selbstverständlich eingebunden – einen Leiterhebel. Dieser ermöglicht den waagrechten Transport von Personen, die beispielsweise wegen Rückenproblemen nicht auf dem üblichen Weg aus einem Gebäude befreit werden können.
Zugführer Hoffmann setzt gezielt darauf, die Jugendlichen zu beteiligen. Am Nachmittag bekommen sie Gelegenheit, ihr eigenes Programm abzuwickeln, allerdings mit echten Utensilien. Da kommen dann etwa ein Greifzug zum Seilspannen oder auch das komplette Einsatzgerätsystem zum Einsatz – eine perfekte Vorbereitung auf den Landesjugendwettkampf des THW am ersten Augustwochenende in Backnang.
Erprobt wird ferner das Zerschneiden eines Stahlträgers oder auch das Ausleuchten dunkler Räume im Untergeschoss, wo es zuerst einmal gilt, ein Stromaggregat in Betrieb zu nehmen.
Möglich gemacht hatten die Übung, an der 65 THW-Helfer, 40 Feuerwehrleute und 15 Rotkreuz- und DLRG-Mitglieder beteiligt waren, die Kreisbau und die von ihr beauftragte Abbruchfirma Fischer aus Weilheim/Teck. Deren Polier Holger Merkle begleitete die Übung, sorgte dafür, dass Sicherheitsvorgaben beachtet wurden, und koordinierte die Übungsplätze innerhalb des Gebäudekomplexes.